Das Pöhlder Hupkonzert

Einmal im Jahr, und da freuten wir uns schon mächtig drauf, fand das Pöhlder Volleyballturnier vor dem alten Schulhaus statt. Die liebenswürdigen Pöhlder waren in der Lage, immer eine ganz herzliche Atmosphäre zu schaffen. So landeten wir auch schon vor Spielbeginn erst einmal vor dem Getränkestand und wurden von diesem nur durch unsere sportlichen Einsätze getrennt. Es war immer ein Riesen-Spektakel in Pöhlde und ich möchte den Kartoffelsalat und die vielen Koteletts nicht missen. Abends nach Turnierende ging es natürlich munter weiter auf dem Sportfeld und mancher Jokus fiel uns damals ein. Aber, auch im besten Mannesalter wird der Sportler einmal müde. Da wir tagsüber natürlich keine Zeit zum Bettenbau hatten und es jetzt am frühen Morgen viel zu spät bzw. zu früh zum Schlafsackausrollen war, legte ich mich mit Atze in meinen geräumigen NSU 1200, der vor dem gegenüberliegenden Wohnhaus geparkt war. Die Sitze ließen sich herunterstellen und wir lagen mehr oder weniger bequem auf den 70er-Jahre Möbeln. Nur, die Beine mussten ja irgendwo hin. Schwups – die kamen eben auf das Armaturenbrett und das Lenkrad. Durch die nächtlichen Schlafbewegungen landete irgendwann zur morgendlichen blauen Stunde mein Fuß auf der Hupe und ich veranstalte ein frühmorgentliches Hupkonzert vor dem Nachbarhaus, von dem Atze und ich jedoch dank des Schlummertrunks nichts mitbekamen. Fiddi, der neben uns in seinem wesentlich exklusiveren Gefährt genächtigt hatte, wurde von dem Hupkonzert ebenfalls geweckt. Er zog es in seinem durchaus nicht nüchternen Zustand vor, den Rückwärtsgang einzulegen, in den Pöhlder Wald zu fahren und sich dort vom Förster wecken zu lassen. Da wir beide meinen kleinen NSU brav von innen verriegelt hatten, sahen die Anwohner auch keine andere Möglichkeit als die Polizei zu rufen. Ich gebe zu, von dieser Geschichte war mir am nächsten Morgen nicht alles bekannt und einige Teile meiner Erzählung beruhen auf Berichten meiner Volleyballfreunde.

Am nächsten Morgen nahte Trainer Karl mit seiner damaligen Damenmannschaft. Diese neugierigen Weibsen mussten natürlich erst einmal in den kleinen NSU lugen und dumme Sprüche über uns „Polizeigeweckten“ machen (der Polizeieinsatz war mittlerweile schon Dorfgespräch). Die Frauen wollten auch nicht von meinem gardinenlosen Autochen weichen und so konnte ich mich nur noch mit den ohnehin verstellten Scheibensprühanlagen wehren und der neugierigen Brut einen ordentlichen Spritzer Fensterklar verpassen. – Jetzt hatten Atze und ich endlich wieder unsere Ruhe und träumten in aller Ruhe dem Pöhlder Kartoffelsalat entgegen.

Nachtrag von einer der Weibsen: Als wir am Sonntag mit Bernds Auto nach Göttingen zurückfuhren, fing es leicht an zu regnen und auf der Frontscheibe bildete sich eine Schlierschicht. Auf klare Sicht mussten wir jedoch verzichten, da der Wassertank der Scheibenwaschanlage leer war.

bg/bg